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Reicht das erlernte Wissen aus dem Studium für den Beruf?

Dienstag, 04. Dezember 2012 18:21 | Zugriffe: 3385 |

 

 Im Studium erwirbt man jede Menge theoretisches Fachwissen.

 Doch im Beruf sind praxisbezogene Kenntnisse unabdingbar.

 Wird an den Universitäten unnützes Wissen gelehrt oder bildet die  Theorie die Grundlage für die Arbeit im späteren Job?

 

 

 

Wer Jura studiert, wird Rechtsanwalt. Zumindest sagen das die Statistiken. Jura-Absolventen arbeiten zu rund 80 Prozent später als Anwälte. Auch Studierenden der Medizin ist es meist klar, dass sie später als Ärzte tätig sein werden. Das Studium orientiert sich an dem, was in der Praxis benötigt wird. Wer jedoch Philosophie studiert, muss sich nicht selten die Frage anhören: „Was machst Du später damit?“ Auch Fächer wie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte oder Kognitionswissenschaft werfen zunächst viele Fragen zum späteren Beruf auf.

Der Grund dafür ist, dass sich Studenten in manchen Fächern eine Menge Wissen an den Universitäten aneignen, das sie im späteren Job, je nach Wahl des Berufes, nur selten oder möglicherweise gar nicht brauchen. Etliche Institute haben dies erkannt und reagieren. So werden oftmals betreute Praktika und praxisnahe Projekte begleitend zum Studium angeboten.

Studium und Beruf: Zuviel Theorie vermeiden

Wer zum Beispiel an der Universität Leipzig Biochemie studiert, erwirbt neben viel theoretischem Wissen auch praktische Fähigkeiten. Das Bachelorstudium endet mit einer praxisnahen Bachelorarbeit, bei der die Studenten ihr angeeignetes Wissen in einem eigenen Projekt erstmals in die Praxis umsetzen.

In der sozialwissenschaftlichen Konfliktforschung an der Universität Augsburg bildet zwar auch umfangreiches theoretisches Basiswissen die Grundlage des Studiums. „Unsere Studenten werden jedoch auch ins Feld geschickt“, betont Dr. Andreas Bock, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politik. Man wolle nicht ein reines „Papier-Studium“, sondern die Studenten fit für die Praxis und den Beruf machen. Deshalb werden während des Studiums Praktika zum Beispiel bei Parteien, Stiftungen oder Medien angeboten.

Veraltetes Wissen? – Latein in der Diskussion

Abgesehen von diesen positiven Beispielen gibt es jedoch auch Studieninhalte, die für Diskussion sorgen. Dazu gehört das Fach Latein. In einigen geisteswissenschaftlichen Studienfächern wird das Latinum vorgeschrieben. Dies gilt für Theologie und Archäologie sowie für romanische Sprachen, Philosophie und Geschichte. „Wer Geschichte studiert und anschließend als Historiker tätig ist, wird Latein benötigen“, kommentiert Dr. Bock. Wer nach dem Studium jedoch als Lehrer oder im Bereich der modernen Geschichte arbeiten will, wird mit Latein im Beruf eher weniger zu tun haben. „Bei einer toten Sprache ist der Praxisbezug schwierig zu finden“, weiß der Wissenschaftler. Die Schweiz hat auf die Debatte bereits reagiert und für Medizin und viele weitere Studiengänge Latein vor einigen Jahren abgeschafft.

Auch Studenten der Kommunikationswissenschaft klagen häufig über den fehlenden Praxisbezug. Während des Studiums wird oftmals rein wissenschaftliches Arbeiten erlernt. Wer aber als Journalist oder Pressereferent arbeiten möchte, braucht im Beruf ganz andere Fertigkeiten.

„Viele Inhalte, die man später in der Praxis nicht oder nur wenig anwendet, sind während des Studiums notwendig, um eine erbrachte Leistung messbar zu machen“, weiß Dr. Bock. Er fügt hinzu: „Die Herausforderung ist stets, einerseits das zu studieren, was einen interessiert und andererseits immer im Blick zu haben, was man damit später machen kann.“ Neben der persönlichen Entscheidung seien daher auch die Universitäten weiterhin gefordert, den Studenten die bestmögliche Voraussetzung für ihr späteres Berufsleben zu bieten.

Kommentare ansehen: 4

Anja Mutschler sagt:

Gerade Geistes- und Sozialwissenschaften werden in Ihrem "Impact" häufig unterschätzt - akademisches Expertenwissen muss nicht zwangsläufig nur in der Akademia relevant sein. Oft geht es nur um die richtigen Fragen, um Wissenschaft konkret nutzbar zu machen. Gerade bei Themen, die scheinbar nur praktisch zu lösen sind, löst erst die wissenschaftliche Perspektive einen Aha-Effekt aus: Entwicklungen, Veränderungen oder Ambivalenzen von Begriffen zu erkennen, eine methodische Recherche und vor allem eine neutrale Orientierung über täglich wachsende Wissensgebiete sind die Qualitäten von Spezialisten aus der Wissenschaft. Da müssen sich die Wissenschaften nicht kleiner machen als sie es sind. Aus vielen Kuriosita erst ergibt sich das große Weltwissen. Die neue Vernetzung hilft da.

Ivandanilov sagt:

Mir hat es aufgefallen, dass das Studium mehr Praxisbezogen wird.
Das Sprichtwort sagt: "Praxis ist ein Kriterium für Wahrheit"!
Ich kann nur ergänzen, dass die Studierende bei dem Studium heute vor dem großen Wahl stehen und zwar: entweder seine Zeit für die Erlernung Tausende von leeren Seiten zu verschwenden und im Endeffekt gute Note herauszukriegen. Oder die Zeit für Erlernung der Methodologie selbständiger Erschließung und Entwicklung neuer Kenntnisse und für die Meisterung neuer Fertigkeiten zu investieren...

  Baris Majnounian sagt:

In den Entwicklungsländern, wo höhere Ausbildung, stark forciert wird ,leider oft das praxisorientirtes Studium wird mit teoretishe ersetzt, da die praxisorientierte Studium oft teurer ist als teoretishes.

Ivandanilov sagt:

Sie haben Recht Baris, es kann gut sein, dass das praxisorientiertes Studium viel teuerer ist als theoretischer.

Das Problem ist dabei, dass die Informationsfluss bei jeden Bereichen wächst rasant von Jahr zu Jahr und der gesamten Informationsstand der Gesellschaft wird jährlich verzweifacht oder sogar verdreifacht. D.h. die angewandte Kenntnisse veraltern sich bei manchen Wissensgebieten in 3-4 Jahren (und es wird noch rasanter wachsen). Wenn man jemand das Studium für 4-5 schafft, dann kann es gut sein das diese Kenntnisse sind nicht mehr aktuel. Deswegen entsteht es die Frage über der Aktualität so gannaten „faktologischer“ Bildung. 

Es lassen sich mehrere Beispiele aus den Bereichen: Physik, Informatik, Ingenerie, Elektronik usw. hierbeizuleiten (ich glaube das ist selbstevrständlich).

Es fragt man sich:
- Was habe ich eigentlich 5 Jahre gemacht (gelernt die Fakten, die nicht mehr aktuell sind)?
- Soll ich wieder zur Uni?
- Wo kriege ich Geld für?
- Etc.

Diese Probleme werden nur dann gelöst, wenn methodologischer Bildung zugrunde gelegt wird.
Damit ist es gemeint, dass der Mensch in erster Linie auf die Erlernung neuer Methoden anstatt faktologischen Vorbereitungen konzentriert.
Da das Auswendiglernen von zusammenhanglosen Fakten führt zudem schnell zum Vergessen des Gelernten. In einer Zeit, wo Information eine wichtige Rolle im Leben der Gesellschaft spielt und großen Einfluss auf sie hat (grob gesagt: „in der Vergangenheit gab es mehr Zeit als Information, in der Gegenwart gibt es mehr Information als Zeit“) gewinnt eine methodologische Ausbildung an Wichtigkeit. Denn die Kenntnis schon weniger Grundsätze und Methoden kann die Unkenntnis vieler Fakten leicht wettmachen. 
Als Ergebnisse der Methodologie wird die angewandte faktologische Information durch der Prisma von Methode durchgeleitet, gefiltert und betrachtet, was zur Festlegung einer Konzeption im Endeffekt führt. Die Konzeption beinhaltet die Ziele (Prioritäten nach) und Grundsätzen, mit deren diese Ziele realisiert werden und die Aufgabenreihe gelöst.
Damit ergibt sich die Möglichkeit kürzerer Ausbildungszeiten, selbstständigerer und motivierender Wissensaneignung und einer insgesamt höheren Bildungsqualität

Im Bezug auf unsere Frage: es gibt haupsächtlich zwei sinnvolle Wege:

Entweder mehr zahlen und praxisorientierte ausbildung zu bekommen. Das führt natürlich zu dem, dass die Menschen aus „Praxis“ weiter oft theoretische Fort und Weiterbildung machen und können dabei gemeisterte Kenntnisse auf Praxis direkt durchtesten, ob Sie metrologisch konsistent (anwendbar und funktionsfähig) sind.

Oder die Methodologie selbständiger Erschließung und Entwicklung neuer Kenntnisse zu meitern und die neue für Kenntnise und Fertigkeiten in Bedarfsfallentempo einzueignen.